Warum läufst Du? Weil es Dir Spaß macht? Weil es gesund ist? Weil Du die Herausforderung suchst? Prima, weiter so! Doch was ist an den Tagen, an denen Du Deine Freude, Motivation oder auch Ihre Leidenschaft für das Laufen mal nicht so verspürst? An denen Du doch lieber auf dem Sofa Platz nehmen und im TV Anderen beim Sporttreiben zuschauen willst? Ich spreche von dem Phänomen, das uns alle irgendwann ereilt – der innere Schweinehund.
Zu kalt, zu nass, zu heiß, zu dunkel, zu glatt, niemand läuft mit oder einfach zu platt? Die Liste der Argumente gegen das Anziehen der Laufschuhe ist lang, wenn ich von meinem persönlichen inneren Schweinehund überrannt werde. Der innere Schweinehund ist der Meister der Ausreden und das Symbol der Willensschwäche. Der Konflikt, den wir dann mit diesem Biest austragen, wird oft von Letzterem gewonnen…leider. Doch woher kommt es überhaupt – dieses kleine, hartnäckige Biest in mir, das mich mit sanft säuselnder Stimme überzeugen möchte, lieber den bequemen Weg zu gehen und das Sofa den Laufschuhen vorzuziehen?
Wir Menschen sind Jäger und Sammler, mussten in der grauen Vorzeit für unsere Nahrung weite Strecken laufen, um an Nahrung zu kommen. Wenn wir nicht auf Jagd waren, war es notwendig, dass wir sehr faul waren – das war wichtig, damit wir uns möglichst schnell wieder von den Strapazen der Jagd erholen konnten. Die Bewegung war also notwendiges Übel, um zu überleben. Einen riesen Spaß werden die ausdauernden Menschen damals nicht daran gehabt haben, kilometerweit der Beute hinterherzulaufen, aber sie hatten ein unmittelbares Ziel vor Augen: die Beute zu erlegen, um die Sippe zu ernähren.
Dieses Ziel fehlt uns heute natürlich. Um Nahrung zu bekommen, setzen wir uns ins Auto, fahren in den nächsten Supermarkt, packen den Einkaufswagen voll und bezahlen an der Kasse bequem mit der Karte. Ziemlich unspektakulär und auch wenig „sportlich“. Nach dieser „Anstrengung“ haben wir im Grunde alles erledigt, um zu „überleben“ – der Kühlschrank ist voll und die nächste Woche ist – zumindest ernährungstechnisch – gesichert. Also rauf aufs Sofa und erholen, denkt unser Körper von nun an. Da scheint es uns doch erst einmal völlig unsinnig, vor die Tür zu gehen und uns körperlich zu fordern.
Doch haben wir auch Ziele, die wir mit dem Laufen verbinden. Ansonsten würden wir gar nicht rausgehen und laufen – warum auch? Jeder von uns hat ein Ziel vor Augen, in diesem speziellen Fall ist es wahrscheinlich der Marathon, Halbmarathon oder der AOK-Gesundheitslauf über 10km Lauf am 08. April 2018. Alles Ziele, die wir zwar vor Augen haben, aber nicht unmittelbar, so wie die Vorfahren damals ihre Beute gejagt haben. Kein Wunder, dass es da Tage gibt, an denen wir keine Lust haben, uns raus zu bewegen, vor allem in der jetzt kalten Jahreszeit, in der es abends früh dunkel und morgens spät hell ist.
Der Mythos der immerwährenden Glückseligkeit vor, während und nach dem Laufen trifft vielleicht auf den ein oder anderen Läufer zu. Es mag sie geben, diese Läufer, diese Glücklichen unserer Spezies, die nie Probleme haben, sich zu motivieren. Die sich vielleicht gar nicht motivieren müssen. Weil Sie einfach immerzu Lust aufs Laufen haben. Wenn ich so einem Läufer über den Weg laufe, habe ich ein schlechtes Gewissen. Weil ich diese Glückseligkeit nicht immer verspüre. Doch eines ist beruhigend: die Mehrheit aller Läufer kennen ihn auch – den inneren Schweinehund.
Wie können wir ihn nun besiegen, diesen inneren Schweinehund?
Konkrete Ziele formulieren!
Ohne Ziel vor Augen vor sich hin trainieren erfüllt wohl nur die wenigen unter uns, die immerzu diese Glückseligkeit beim Laufen verspüren (Wobei auch DAS ein Ziel sein kann!). Die meisten von uns brauchen aber konkrete Ziele, denen wir nacheifern können. Das Ziel ist ja im Grunde für die meisten schon klar: die 10km, den Halbmarathon oder den Marathon schaffen oder in einer guten Zeit. Das Ziel willst Du erreichen. Dafür musst Du trainieren. Dazu kannst Du den inneren Schweinehund nicht gebrauchen – also hast Du ihn schon besiegt! Doch sollten die Ziele zum einen erreichbar und realistisch sein (den Freiburg Marathon gewinnen zu wollen ist nur für wenige Menschen realistisch). Erreichen wir unsere Ziele (deutlich) nicht, steigt die Frustration – ziemlich gutes Futter für den Hund! Mach einen Vertrag darüber mit Dir selbst, schreib diesen auf und hänge ihn am besten an den Kühlschrank – so hast Du Dein Ziel täglich vor Augen!
Konkret planen
Es ist insbesondere für Anfänger und Wiedereinsteiger wichtig, dass Sie wissen, wann Sie was trainieren wollen. „Ich will ab jetzt regelmäßig laufen gehen“ ist zumeist schon während der Formulierung zum Scheitern verurteilt. Besser: “Ich werde ab jetzt jeden Mittwoch und Freitag um 18.00 Uhr laufen gehen – und zwar 45-60min“. Dieser Termin sollte dann auch in Deinem Terminkalender stehen und unverrückbar sein. Am besten nimmst Du Deine Sporttasche direkt mit ins Büro und gehst von dort aus auf die Laufstrecke. So wird die sportliche Aktivität zur Gewohnheit. Und Gewohnheiten brauchen wir, um den inneren Schweinehund zu überwinden, bzw. er hat damit überhaupt kein Futter zum Wachsen – es gibt ja keine Alternative zum Training! Bei der Planung können wir Dir natürlich auch behilflich sein: www.leistungsdiagnostik.de/trainingsplanung
Suche Anschluss
Manche Läufer genießen es, für sich allein und einsam ihre Runden zu drehen. Abschalten vom Arbeitstag, sich Ruhe gönnen und den Kopf frei werden lassen. Viele Läufer aber können sich besser zu zweit oder in der Gruppe motivieren. Die Freundin, der Ehemann, Lauftreffs, Inserate, Online-Foren oder der hiesige Sportverein. Oft gibt es auch firmeneigene Lauftreffs oder: gründe Deinen eigenen Lauftreff – in Zeitungen gibt es dafür eigene Rubriken. Such Dir Mitläufer, die sich verbindlich ohne Wenn und Aber zu bestimmten Terminen an bestimmten Orten treffen. Verbindlich verabredet zu sein hebt die Motivation und zieht Dich aus jedem Motivationsloch! Falls Du Lust auf eine tolle Gruppe und tolles Training hast: www.marathonkurse.de
Übertreib es nicht
Ich mache oft die Erfahrung, dass gerade diejenigen, die nach längerer Abstinenz wieder einsteigen oder diejenigen, die noch nie Sport getrieben haben, direkt mit der Brechstange loslegen. Frei nach dem Motto:“ Jetzt habe ich 20 Jahre nichts mehr gemacht, das muss ich jetzt in 1 Jahr aufholen“ stürzen Sie sich in das Abenteuer Laufen, melden sich für den nächsten Marathon an…
…und fallen umso tiefer. Liebe Läufer, so funktioniert das nicht. Fangt klein an! Dann ist die Überwindung nicht so groß und so kann das Laufen langsam zur Gewohnheit werden. Das ist das Ziel! Wenn es dann zur Gewohnheit geworden ist, wirst Du automatisch mehr machen wollen.
Dem inneren Schweinehund das Stoppschild zeigen
Der Schweinehund in Dir sind im Grunde nur Deine eigenen Gedanken! Ich wiederhole: Deine eigenen Gedanken. Und die kannst Du beeinflussen! „Ach ist das schön auf dem Sofa…ich wollte doch eigentlich laufen gehen heute…aber irgendwie ist es doch ganz schön kalt draussen…vielleicht schaue ich mal, was es Spannendes im Fernsehen gibt…STOP!!! „Ich will doch in 3 Monaten den Marathon laufen – in unter 4 Stunden. Und wenn ich jetzt nicht rausgehe, wird das nie was. Dann werde ich enttäuscht sein von mir selbst! Ich glaube ich gehe doch raus…“ Gut so 🙂
Akzeptiere, dass es ihn gibt und sprich mit ihm
Jeder hat einen inneren Schweinehund. Du auch. Mit Sicherheit. Das ist keine Schwäche, sondern völlig normal. Du brauchst nur Strategien, ihn zu besiegen. Wenn Du akzeptierst, dass es ihn gibt, kannst Du ihn dann z.B. auch in ein Gespräch locken. „Lieber Schweinehund, ich merke, dass Du wieder da bist. Aber im Moment habe ich keine Zeit für Dich, denn ich habe ein Ziel und da kann ich Dich nicht gebrauchen.“ Sag ihm bestimmt und mit Nachdruck, dass Du das Training brauchst – er wird es akzeptieren (müssen)!
In diesem Sinne – viel Spaß beim Training 🙂